Um kaum ein Getränk ranken sich so viele Mythen und Studien wie um Kaffee. Es gibt eine wahre Fülle an wissenschaftlichen Untersuchungen zu Kaffee, wobei es zu einigen Themenbereichen noch keine einheitlichen Ergebnisse gibt. Um den Wirrwarr der Faktenlage ein bisschen zu entwirren, haben wir uns 3 Kaffeemythen aus dem Alltag ausgesucht und diese aus wissenschaftlicher Sicht beleuchtet. Spot on für diese 3 Kaffeemythen!
Wer kennt es nicht: Zu einem Espresso wird typischerweise ein Glas Wasser gereicht.Soll damit der dehydrierende Effekt von Kaffee wieder ausgeglichen werden? Nein,wohl eher nicht. Einige Studien haben gezeigt, dass sich die Wirkung von Kaffee auf den Wasserhaushalt kaum von den Wirkungen von Wasser unterscheidet (BDI,2008). Bei einer experimentellen Studie im Jahr 2014 mit jungen gesunden Probanden wurden überhaupt keine Unterschiede zwischen Wasser und Kaffee in Bezug auf den Flüssigkeitshaushalt festgestellt ( Killer SC, Blannin AK, Jeukendrup AE, 2014). Was aber bereits wissenschaftlich geprüft werden konnte, ist eine leicht erhöhte Nierenaktivität, die ab einem Konsum von mehr als 6 Tassen Kaffee pro Tag eintritt. Sprich wir haben einen leicht erhöhten Harndrang nach dem Kaffeekonsum. Bei Teilnehmern der Studie, die 15 Jahre begleitet wurden, konnten keine größeren Änderungen der Nierenfunktion beobachtet werden. Somit hat ein geringer bis moderater Kaffeekonsum keinen negativen Einfluss auf die Nierengesundheit (Herber-Gast, G.C. et al., 2016).
Kaffee trägt also zum Wasserhaushalt bei, anstatt ihn zu verringern. Das Wasser zum Espresso dient also nicht dem Ausgleich des Wasserhaushalts, sondern zur Neutralisierung der Geschmacksknospen – das funktioniert nur, wenn ihr das Wasserglas vor dem Espresso trinkt!
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Der unverzichtbare schwarze Wachmacher am Morgen, der Kick für Zwischendurch oder Kaffee als Aufputschmittel zum Nachmittagstief – viele von uns greifen regelmäßig zur Kaffeetasse. Aber können wir deswegen gleich als kaffeesüchtig bezeichnet werden? Kann Kaffee süchtig machen?
Zunächst einmal müssen wir uns die Frage stellen, was ist ein Suchtmittel eigentlich bzw. wie wird es definiert.Die WHO (World Health Organization), hat Koffein als nicht suchterzeugende Droge eingestuft. Denn Koffein unterscheidet sich von anderen Rauschdrogen wie beispielsweise Alkohol oder Heroin. Es aktiviert nicht, wie echte Drogen,das suchtverstärkende Belohnungszentrum im Gehirn. Es kommt auch nicht zu einem antisozialen Verhalten, zu organischen Schäden, zur Arbeitsunfähigkeit oder zu einem anhaltenden, unbezwingbarem Verlangen nach dem "Stoff" (vgl. A.Nehlig, Coffee and Caffeine Dependence, Vortrag auf der ASIC-Konferenz in Kenia, Juli 1997).
Aber wie erklärt sich dann bloß das Verlangen nach Kaffee, besonders, wenn man am Morgen wach werden möchte? Tatsächlich kann man bei regelmäßigem Koffeinkonsum eine Toleranzentwicklung oder Gewöhnung beobachten. Bei Kaffeetrinkern, die regelmäßig Kaffee zu sich nehmen, können daher Entzugssymptome auftreten. Diese erklären sich vor allem durch die physiologische Wirkung des Koffeins. Nach ca. 12 – 24 Stunden der Koffeinabwesenheit können vor allem Kopfschmerzen, Schläfrigkeit,Konzentrationsschwierigkeiten oder schlechte Stimmung auftreten (Juliano, L. M.et al. Drug and Alcohol Dependence, 2012). Allerdings verschwinden diese Symptome nach zwei bis spätestens neun Tagen wieder.
Unser Fazit: Kaffee macht nicht süchtig im Sinne einer Droge. Aber ohne Kaffee könnten wir irgendwie auch nicht, oder?
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Wie schön wäre diese Vorstellung: Ich trinke regelmäßig meine Tasse Kaffee und nehme ganz nebenbei ab. Ganz so einfach gestaltet es sich leider nicht. Kaffee kann aber durchaus beim Abnehmen unterstützen. Denn Koffein hat einen leistungssteigernden Effekt bei sportlicher Betätigung. Besonders wirkungsvoll ist Koffein bei Ausdauersport.In einem Review von Ganio, M.S. et al. (2009), indem er 21 Studien auswertete,zeigte sich, dass bei Laufen, Rad fahren und Rudern schon bei moderaten Koffeinmengen (drei bis sechs mg pro kg Körpergewicht) eine Leistungssteigerung auftrat. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stellte im Jahr 2011 fest, dass die Einnahme von drei mg Koffein pro kg Körpergewicht(also etwa 200 bis 300 mg Koffein oder zwei bis drei Tassen Kaffee) die Ausdauerleistung verbessert. Und obwohl es keinen Unterschied macht, ob ich Koffein als Pulver oder Flüssigkeit zu mir nehme, wird das Koffein aus dem Kaffee vom Körper schneller absorbiert (Hodgson, A.B. et al., 2013). Kaffee hilft uns also beim Sport länger durchzuhalten, also mehr Kalorien zu verbrennen und damit beim Abnehmen.
Zusätzlich hilft Kaffee bei der Fettverbrennung, denn das Koffein fördert die Oxidation von Körperfett und steigert auch die Wärmeproduktion, also Thermogenese im Körper, die wiederum mehr Energie verbraucht. Aber hier ist Vorsicht geboten, bei mehr als 2-3 Tassen Kaffee am Tag zeigt sich dieser Effekt nicht. Und außerdem ist die Bewegung nach dem Kaffeegenuss wichtig, denn die gespaltenen Fettmoleküle werden nur dann auch abtransportiert. Bei sitzender Tätigkeit verwandeln sich die freigesetzten Fettsäuren wieder zurück in Fett (Heßmann-Kosaris, 2006).
Also unser Fazit zu diesem Mythos:Kaffee kann dich beim Abnehmen unterstützen, wenn du generell auf einen gesunden Lebensstil mit viel Bewegung, Sport und gesunde Ernährung achtest. Und wenn du deinen Kaffeekonsum nicht übertreibst. Natürlich solltest du deinen Kaffee auch schwarz trinken. Mit Milch, Zucker und Sahne unterstützt dich Kaffee beim Abnehmen definitiv nicht!
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